Beiträge dieser Konferenz

Peter Schöber: Senderpositionen und Strategie

Vom Programm-machen und Planen

Der Wettbewerb bestimmt den Markt: “Allen recht getan ist eine Kunst, die keiner kann“ ist ein Merksatz, den man sich hierbei immer wieder in Erinnerung rufen muss. Es gibt kein allumfassendes TV Programm mehr, das “von der Wiege bis zur Bahre“ alle Alters- und Interessengruppen vor dem TV Schirm vereint. Der TV Markt hat sich in den letzten 20 Jahren, gerade in Deutschland und Österreich, enorm verändert. Noch 1986 gab es auf diesen Märkten, sowie in den meisten anderen europäischen Ländern, nur wenige bis gar keine Mitbewerber neben den öffentlich rechtlichen Sendern. Der Wandel war, bedingt durch neue Technologien (Satellitenabstrahlung, Ausbau der Kabelnetze, etc.) und private Anbieter, enorm und vollzog sich atemberaubend schnell. Der deutschsprachige TV Markt ist, nach dem angloamerikanischen Markt, der weltweit kompetitivste. Nirgendwo außerhalb Nordamerikas tummeln sich mehr „Free TV“ Angebote als hier. Empfing der durchschnittliche deutsche TV Zuseher etwa 1986 nur 3 TV Programme (ARD, ZDF und das jeweilige Bundesländer Programm), so sind es derzeit mehr als 70 deutschsprachige Programme, die ein durchschnittlicher TV Haushalt frei empfangen kann. Überlebensstrategien: Diese Angebotsvielfalt hat automatisch auch zu einer Segmentierung des TV Markts geführt. Unterschiedliche Zielgruppen wollen sowohl von Special Interest Sendern (News, Musik TV, Shopping, etc.) als auch von Main Stream Programmen angesprochen werden. Gleichzeitig hat sich die durchschnittliche TV Nutzungszeit in den jüngeren Zielgruppen in den letzten Jahren zu Gunsten des Internet reduziert. Die TV Anbieter tragen diesen Entwicklungen Rechnung, in dem sie rund um ihre “Hauptsender“ sukzessive Programm- und Senderfamilien aufbauen. So spricht RTL etwa “Middle of the road“ Publikum an, während RTL 2 auf das jüngere Serien und Soap Publikum (Big Brother, etc.) abzielt. Das Kindersegment wird innerhalb der Senderfamilie wiederum mit einem zielgruppenaffinen „rund um die Uhr“ Programm auf Super RTL abgedeckt, während N-TV rund um die Uhr Nachrichten und Business Infos sendet. VOX wiederum ist eine zentrale Anlaufstelle für Serienjunkies und Koch Aficionados. Die öffentlich rechtlichen Sender können und dürfen sich diesen Entwicklungen, so sie auf absehbare Zeit relevant bleiben wollen, nicht verschließen. Gerade der Kampf um das junge Publikum (Stichwort Internet Angebot) muss von öffentlich rechtlichen Sendern verstärkt und auf allen Medienplattformen geführt werden.

Vita
Peter Schöber, Jahrgang 1970, ist seit 1998 leitender Redakteur der ORF Informationsdirektion, Hauptabteilungsleiter Zentrale Programmdienste. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er Ende der 80er Jahre beim ORF Radio. Er hatte Führungspositionen im Rahmen des internationalen Ars Electronica Festivals inne und war Mitglied des Gründungsteams des AEC. Peter Schöber war Projektleiter europaweiter Medienprojekte an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Kommunikationstechnologie. Er ist Absolvent des CNN International Professional Programm und Initiator zahlreicher Programminnovationen in den Bereichen TV News, Magazin, Reportage und Dokumentation.
Datum
05.05.2009