ctv-Konferenz

Zum vierten Mal jährte sich die ctv-Konferenz „Arbeiten für das Fernsehen“ an der FH St.Pölten. Zu Gast in dem von Studierenden eingerichteten Fernsehstudio sind TV SpezialistInnen und –MacherInnen aus Wissenschaft und Praxis. Zahlreiche Studiogäste und ZuschauerInnen des Livestreams auf OKTO und campusfernsehen.at folgten den Vorträgen und Podiumsdiskussionen.

WG sucht

Ein leerstehendes Zimmer, drei WG-Bewohner und sechs Kandidaten, die sich für dieses Zimmer in einer mehrteiligen Castingshow Runde um Runde weiterkämpfen. Hier zählt nicht nur Sympathie. Am Ende gewinnt, wer den größten Mehrwert für die WG hat.

ctv zeigt euch die erste Folge der „scripted reality show“ mit Karl Ferdinand Kratzl (Herr Claus in MA2412) und sechs jungen Schauspielstudierenden.

Tassilo Pellegrini: Fernsehen für die junge Zielgruppe

Die „Digital Natives“, also jenes Publikum, das ins Internetzeitalter hinein geboren wurde, beschäftigen die Mediennutzungforschung bereits seit Jahrzehnten. – Nicht nur, weil man jungen Zielgruppen generell eine größere Adaptionsbereitschaft technischer Innovationen im Alltag zuschreibt als früheren Kohorten. Ebenso lässt eine durch das Internet geprägte Mediensozialisation entscheidenden Einfluss auf die individuelle Bewertung journalistischen Contents angesichts kaum mehr überschaubarer Alternativen vermuten (Gratis-Content). Nicht zuletzt eröffnet die digitale Vernetzung neben neuen Rezeptionskanälen auch neue kommunikative Räume (Web 2.0 und die Folgen).

Auf Basis der durchgeführten Untersuchungen kann bestätigt werden, dass sich das Nachrichtennutzungsverhalten der nachkommenden Leserschaft sukzessive ändert. Die Nutzung ist stärker anlass- und themengetrieben und weniger durch habituelle / ritualisierte Muster geprägt. Die Fülle an Information wird von weniger technikaffinen Nutzern als Belastung wahrgenommen, was zu schärferer Selektionsleistung und Verengung des Interessenspektrums führt, sowie den Nutzwertanspruch an Information steigen lässt. Gleichzeitig steigt durch die Fragmentierung der Nutzungsmuster die Segmentierung der Nutzergruppen selbst, was es schwieriger macht die einzelnen Zielgruppen zu erreichen und zufrieden stellend mit Information zu versorgen. Darin ist auch ein wesentlicher Treiber für den Trend zum Selbstservice zu erkennen, der es besonders aktiven Nutzern ermöglicht ihre Informationsbedarfe zu befriedigen.

Thomas Grond: Aus den Kinderschuhen – Trimediales Programm

Seit August 2010 bietet das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ein trimediales Kinderprogramm unter dem Namen „Zambo“ an. Produziert werden Sendungen im TV, im Radio und diverse Publikationen im Internet unter www.zambo.ch. Zambo ist das erste, voll trimediale und konvergente Produkt von SRF.

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Projektierung und Umsetzung des Projektes Zambo? Weshalb wurden ausgerechnet die Kinderprogramme auf eine trimediale Arbeitsweise ausgerichtet? Welche rechtlichen Hürden mussten für dieses Projekt überwunden werden? Was bedeute trimediales Arbeiten für die etablierten Workflows in Redaktion und in der Technik?

Alfred Grinschgl: Fernsehförderung im Umbruch?

Förderungen für Privatrundfunk: Keine Entscheidungen am grünen Tisch!

Im Jahr 2009 wurden in Österreich zwei neue Fonds für den privaten Rundfunk eingerichtet: Ein Fonds zur Förderung des privaten (kommerziellen) Rundfunks und ein weiterer zur Förderung des nichtkommerziellen privaten Rundfunks. In den gesetzlichen Bestimmungen war vorgesehen, dass Österreich Richtlinien für die Gestaltung, Abwicklung und Auszahlung der beiden Fonds bei der Europäischen Kommission zu notifizieren hat. Das beihilfenrechtliche Genehmigungsverfahren vor der Europäischen Kommission wurde am 27. Jänner 2010 positiv abgeschlossen.

Weiters wurde ein Fachbeirat von der österreichischen Bundesregierung bestellt. Dieser Fachbeirat besteht aus fünf Damen und Herren, die als Experten in diesem Bereich gelten. Vorsitzender des Fachbeirates ist Univ.Prof. Dr. Michael Holoubek, der auch Mitglied des Verfassungsgerichtshofes ist. Der Fachbeirat hat aufgrund der eingereichten Förderanträge Empfehlungen gegenüber der Geschäftsführung der RTR-GmbH abzugeben, welche Anträge gefördert werden sollten.

Zuständig für die Vergabe von Förderungen ist der Geschäftsführer des Fachbereiches Medien in der RTR-GmbH, der seine Entscheidungen aufgrund der Empfehlungen des Fachbeirates und nach ausgiebigen Diskussionen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trifft.

Im Jahr 2012 ist vorgesehen, dass die RTR-GmbH für den kommerziellen Rundfunk 12,5 Mio Euro und für den nichtkommerziellen Rundfunk 2,5 Mio Euro an Förderungen zu vergeben hat. Im Jahr 2013 erhöhen sich die Förderungen auf 15 Mio Euro bzw. 3 Mio Euro. Grundsätzlich werden in beiden Fonds jedenfalls 80% der Förderungen für Inhalte bzw. Projekte vergeben. Weiters ist in den Richtlinien dargelegt, dass jeweils 10% für Ausbildungsmaßnahmen bzw. für Studien vergeben werden könnte.

Uns in der RTR-GmbH ist es sehr wichtig, nicht am grünen Tisch zu entscheiden, sondern möglichst alle der Antragssteller persönlich zu kennen und vielfach auch in den Unternehmen gewesen zu sein. So haben wir bereits mehrere Bundesländer besucht. Außerdem haben wir erst vor einigen Wochen eine wissenschaftliche Studie zum Thema „Zur Qualität im Privatrundfunk“ veröffentlicht, um die Vor- und Nachteile der österreichischen privaten Hörfunk- und Fernsehveranstalter zusätzlich kennen zu lernen. Hauptverantwortlich für diese Studie war Univ.Prof. Dr. Josef Trappel, Universität Salzburg.

Alexander Knetig: Fitness für Medienkonvergenz – Hybride Formate

In den letzten drei Jahren haben wir bei ARTE France über zwanzig Programme fürs Internet co-produziert und inhaltlich begleitet. Von Gaza-Sderot (2008) über Prison Valley (2010) bis Bar Code (2011) haben wird dabei versucht, verschiedene Programmformate zu testen: Webdokus, Webreportagen, aber auch fiktionale Webserien. Im Zentrum steht für uns dabei immer eines: das Experimentieren. Das Erforschen häufig radikaler Wege in Form, Inhalt und Technologie, um eine neue „Sprache“ für eine neue Medienwelt zu entwickeln. Eine Sprache in Bild, Ton und Text, deren „Syntax“ sich durch ständig neue technologische Möglichkeiten permanent verändert.

Und täglich kommen neue Lösungen hinzu; Dutzende virtueller Hilfsmittel, deren sich eine stetig wachsende Zahl von Programmierern, Filmemachern, Drehbuchautoren und Journalisten zu bedienen weiß. Gleichzeitig hat die Demokratisierung dieser Tools auch starke Auswirkungen auf die Ansprüche eines neuen Publikums, das diese Lösungen verwendet, um audiovisuelle Programme zu sehen, zu kommentieren und mit ihnen zu interagieren.

Der Vortag möchte darauf eingehen, wie ein öffentlich-rechtliches Qualitätsmedium wie ARTE nun Film- und Webschaffenden die Chance bieten will, sämtliche neuen technischen und narrativen Möglichkeiten mit Blick auf dieses neue Publikum auszuschöpfen. Auch soll er erklären, wie wir in den letzten Jahren gelernt haben, diese neuen Formate zu produzieren. Vor allem aber soll er einen Einblick in unsere Denkansätze und unsere Entwicklungsstrategie für die kommenden Monate gewähren.