Zweimal jährlich findet in Cannes die MIP statt, Europas größte Messe für den Rechtehandel mit Fernsehformaten. Wo sonst Goldene Werbelöwen für Werbung und Filmpalmen vergeben werden, regieren jeweils eine Woche im April und im Oktober der schnöde Mammon. Mehr als 13.000 Besucher drängeln sich in den Gängen des Grand Palais und feilschen wie im Bazar. Filme, Dokus, Serienware werden angeboten und beworben, die Absatzchancen von Formaten heftig diskutiert.
Das ist in diesem Jahr besonders spannend, denn das Fernsehen ist im Umbruch. Die Folgen der Digitalisierung sind inzwischen deutlich sichtbar. Die Branche reagiert mehr und mehr auf veränderte Nutzungsgewohnheiten der Zuseher. Eine Entkoppelung von Inhalten und Sendern findet statt. Fernsehen zu produzieren, bedeutet nicht mehr gleichzeitig sich an TV-Stationen und vorgegebene Sendungsgefäße zu binden. Originale Webserien entwachsen den Kinderschuhen. Portale investieren in transmediale Projekte, neue Formen des Erzählens werden gefunden.
Dass sich die Branche im Umbruch befindet, spiegelt auch die MIP wider. Amazon Studios präsentiert die Krimiserie Bosch. Der US-Produzentenriese Starz trommelt für die neue TV-Serie Power. Schwerpunktland ist Mexiko. Die Folge ist ein kaum überschaubarer Wildwuchs an Angeboten, die kaum ein größeres Publikum erreichen. Denn die schöne, eben noch krisengeschüttelte, neue Fernsehwelt hat ein Problem: Für allzu viele Kanäle gibt es noch zu wenig Programm. Sowohl in Deutschland wie auch in Österreich fehlen bislang Finanzierungsmodelle. Die Risikobereitschaft ist gering.
Dr. Doris Priesching, Medienjournalistin der Tageszeitung Der Standard, war in Cannes und berichtet von den jüngsten Trends am Fernsehmarkt, wie die Digitalisierung die Inhalte verändert und warum trotz aller Ungewissheiten die Zukunft betreffend, genau jetzt die Gelegenheit zum Mitmachen günstig ist.