Von Drama und Consulting
Der Beruf der Film- und Fernsehdramaturgin geschieht aus der zweiten Reihe heraus und im Verborgenen, meistens sogar ohne Credit im Abspann des TV Movies oder der Fernsehserie. Dabei beginnt die Arbeit manchmal bereits mit der ersten Idee der AutorInnen und ProduzentInnen. Diese wollen eine Beratung durch einen Blick von außen, denn es geht um entscheidende Fragen: Passt der Stoff zu einem bestimmten Slot eines Senders? Kann man die Grundidee packend in die 5 Zeilen der Zusammenfassung einer Fernsehzeitschrift hineinformulieren? Vermittelt sich die Intention der AutorInnen?
Manchmal spielt man aber auch Feuerwehr – der Stoff entwickelt sich schon zu lange in die falsche Richtung, der Drehbeginn naht, die RegisseurInnen haben andere inhaltliche Vorstellungen, die Redaktionen verlangen plötzlich massive Änderungen, Locations brechen weg, AutorInnen werden ausgetauscht, der Cast gewechselt, das Budget gekürzt.
Film- und Fernsehdramaturgin zu sein bedeutet viel mehr als nur Drehbücher zu lesen. Man muss das Gelesene präzise analysieren können, und vor allem muss man es in Worte fassen, oft schriftlich, fast immer aber auch in Gesprächen, an deren Anfang beim Gegenüber oft Angst, Unsicherheit und Konflikte stehen. Man ist manchmal die erste Leserin, aber primär Analystin, Mediatorin, Komplizin, Therapeutin, Beschützerin, Kämpferin. Und man tut vor allem eines: Man liebt Menschen, egal ob real oder erfunden, und die Geschichten, die sie erzählen.